Für Katastrophen gerüstet – NGZ-online berichtet über Großübung

NGZ-online berichtet am 22.10.2006 über Großübung in Neuss, an der auch die SEG Behandlungsplatz beteiligt war: Rhein-Kreis Neuss Drei Tote, 60 Schwer- und Leichtverletzte – das ist die traurige Bilanz, die die Einsatzkräfte nach dem Großeinsatz am Norfer Gymnasium ziehen mussten. Dennoch brach am Samstag keine Panik aus: Schließlich handelte es sich nur um die Bilanz einer bis ins kleinste Detail geplanten Übung, bei der rund 300 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW), des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der Johanniter Unfallhilfe, der Notfallseelsorge, der Kreispolizei und der Feuerwehr im Einsatz waren.

Sie mussten unter realistischen Bedingungen ihr Können unter Beweis stellen. Denn Hans-Joachim Klein hatte sich für die Einsatzkräfte am “Katastrophenort“ einige ganz besondere Schwierigkeiten einfallen lassen. Der Leiter des Amtes für Sicherheit und Ordnung des Rhein-Kreises, der die Großübung konzipiert hatte, hatte unter anderem dafür gesorgt, dass die Feuerwehrzufahrt durch ein Fahrzeug blockiert wurde. Außerdem lief ein brennender Stuntman als lebende Fackel den Feuerwehrleuten in die Arme, noch bevor sie den eigentlichen Einsatzort, den Chemieraum im Keller des Gymnasiums an der Eichenallee, überhaupt erreicht hatten. Dort sollte sich eine Explosion ereignet haben, die einen Teil des Gebäudes einstürzen ließ und mehr als 60 Verletzte forderte. Schulhof bot Bild des Grauens Und als wäre die Sicherung, Rettung und der Abtransport der Verunglückten nicht schon schwierig genug, wurde das ganze Szenario auch noch so realistisch wie möglich dargestellt. So bot sich den anrückenden Einsatzkräften ein Bild des Grauens. Überall auf dem Schulhof lagen blutüberströmte, schreiende Verletzten-Darsteller, dichter Rauch stieg aus dem Gebäude auf, und alle paar Sekunden hallte ein markerschütternder Knall durch die Luft. Dennoch machte sich unter den Feuerwehrmännern, die zuerst vor Ort erschienen, keine Panik breit – denn jeder Feuerwehrmann weiß: In Stress-Situationen ist Ruhe zu bewahren, um sich auf das Wesentliche – die Menschenrettung – zu konzentrieren. So stieg genau 15 Minuten nach jenem Knall, der den Beginn der Übung markierte, der erste Erkundungstrupp der Feuerwehr mit Atemschutzgeräten durch den Haupteingang ins Gebäude ein, um die Lage zu inspizieren, Menschen aus der Gefahrenzone zu retten und eventuell mit dem Löschen zu beginnen. Allerdings stieß der Einsatztrupp bereits nach wenigen Minuten auf ein unerwartetes Hindernis. Der Zugang zum Chemieraum war vom Haupteingang her versperrt, so dass das THW mit schwerem Gerät anrücken musste. Während sich die eingetroffenen Ersthelfer des DRK und der Johanniter Neuss sowie die Notärzte um die Opfer kümmerten, die Schwere der Verletzungen feststellten und den Abtransport auf den extra eingerichteten Behandlungsplatz organisierten, arbeitete sich das THW an der Seite der Schule mit Presslufthammer und Flex durch eine Betonwand, die den Eingang zur Schule symbolisieren sollte. Ziemlich genau 50 Minuten nach dem ersten Knall war der Durchbruch geschafft, so dass erneut Schwerstarbeit auf die Feuerwehrmänner der Löschzüge Uedesheim und Norf wartete. Denn auch am zweiten Schauplatz hieß es noch einmal, im dunklen, verqualmten Kellerraum eine unbekannte Anzahl von Opfern zu finden, zu retten und ans ärztliche Personal weiterzugeben. Gut dreieinhalb Stunden nach Beginn der Übung zogen beim Aufräumen alle Verantwortlichen ein erstes positives Fazit. „Bis auf kleinere Fehler ist die Übung sehr gut gelaufen“, erklärte Harald Vieten, Pressesprecher des Rhein-Kreises. Und auch Hans-Joachim Klein zeigte sich sehr zufrieden: „Zwar müssen wir noch an der Schnelligkeit beim Abtransport der Verletzten arbeiten, aber ansonsten gab es keine größeren Probleme. Und das, obwohl die meisten der Einsatzkräfte ehrenamtliche Helfer sind.“ So bleibt trotz der scheinbar traurigen Bilanz der Eindruck: Die Einsatzkräfte im Rhein-Kreis sind gerüstet – für Horror-Szenarien jeder Art.