27°C im Schatten. Mit Stiefeln, Jacke, langer Hose, Handschuhen und Helm unter einer warmen Baumwolldecke in Sicherheit. In der linken Hand eine Beatmungsmaske, die rechte Hand tastet den Puls – langsam und regelmäßig. Plötzlich ein Schlag mit einem leichten Klirren von links. Die Scheibe ist zerschlagen, aber ein Scherbenregen bleibt aus. Auf dem Beifahrersitz sitzt ein weiterer Patient. Der linke Unterarm blutet, Knochensplitter sind zu sehen. Durch die Infusionsnadel läuft das Schmerzmittel. Um das Auto herum stehen Krankenwagen und die Fahrzeuge der Feuerwehr. Notärztin und Zugführer sind sich einig: das Dach muss ab. Wir befinden uns auf dem Bauhof der Stadt Kaarst. Zwei Pkw sind zusammengestoßen. Vier Personen sind verletzt, zwei von ihnen schwer. Reichlich Blut fließt über die Gesichter, Arme, Beine und Kleider. Dass es sich um Kunstblut handelt, haben die Helfer längst vergessen. Es ist die zweite Übung an diesem sonnigen Samstag Vormittag…
Samstag, der 14. April. Die Feuerwehr Büttgen hat das DRK Kaarst-Büttgen zu einem großen Übungstag eingeladen. Vor den Abrissarbeiten am Altenheim wurde das Gebäude für die Feuerwehr zum Üben freigegeben. Auf dem Programm stehen insgesamt vier Einsätze. Drei Brandeinsätze am Altenheim und ein Verkehrsunfall am Bauhof. Unsere Aufgabe ist die Bereitstellung des Rettungsdienstes. Mit zwei Notfallkrankenwagen und einem Notarzt werden wir in die Einsätze geschickt. Nach einem Frühstück im der Feuerwache geht es um 8:30 Uhr in den ersten Einsatz: Kellerbrand im Altenheim. Kurz nacheinander treffen die beiden Krankenwagen an der Einsatzstelle ein. Der Zugführer berichtet, dass der Hausmeister vier bis sieben Personen in dem Haus vermutet. Die Fahrzeugbesatzungen beginnen ihre Vorbereitungen. In unmittelbarer Nähe zum Gebäude wird in einem sicheren Bereich das medizinische Equipment und die Tragen für die Übernahme der Verletzten bereitgestellt. Wenige Minuten, nachdem die Feuerwehr das brennende Haus betreten hat, werden erste Opfer aus dem Haus geretten. Mit orangenen Fluchthauben über dem Kopf werden sie zu den Sanitätern gebracht, von denen sie sofort mit frischem Sauerstoff versorgt werden.
Der zweite Einsatz findet auf dem Gelände des Bauhofes der Stadt statt. Alle Fahrzeuge befinden sich am Parkplatz des Georg-Büchner-Gymnasiums in Einsatzbereitschaft und werden nacheinander in das Schadensgebiet alarmiert. Das Szenario zeigt einen Verkehrsunfall mit zwei PKW. Vier Personen sind verletzt, zwei von ihnen schwer, wie die Notärztin nach kurzer Sichtung feststellt. Der bewusstlose Fahrer des lila Seat hat vermutlich ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und muss von der Feuerwehr aus dem Fahrzeug befreit werden. Das aus den Ohren fließende Blut und das Hämatom um die Augen wurde von der Realistischen Unfalldarstellung des JRK geschminkt. Bevor das Dach des Fahrzeuges entfernt wird, werden Beifahrer gerettet und lebenserhaltende Maßnahmen am Fahrer durchgeführt. Nach einiger Zeit kann der Fahrer befreit werden und wird auf einer Vakuummatratze ins Krankenhaus gefahren.
Während des dritten Einsatzes bereiteten sich einige unserer Helfer schon für den letzten und größten Einsatz vor:
Das Altenheim wird von einer riesigen Rauchgaswolke durchzogen sein, in der sich eine große Zahl von Verletzten befinden. Am P+R Parkplatz gehen die Einsatzkräfte in Einsatzbereitschaft und warten darauf, dass sie in das Schadensgebiet alarmiert werden. Zu Beginn des Einsatzes wird der erste Krankenwagen alarmiert. Nach kurzer Zeit stellt der Einsatzleiter fest, dass mit einer Vielzahl von Verletzten zu rechnen ist und alarmiert die restlichen Rettungskräfte. Die Besatzung des Krankenwagens kümmert sich gleichzeitig um die ersten Verletzten.
Der Kommandowagen, ein weiterer Krankenwagen und das Fahrzeug der Sanitätsgruppe setzen sich mit Alarm in Bewegung. Als die Fahrzeuge eintreffen, ist die Driescher Straße bereits durch die Polizei gesperrt. Die Sanitätsgruppe errichtet vor der Feuerwache ein Zelt um die Patientensichtung vorzunehmen und die beiden Krankenwagen übernehmen den Transport aus dem Schadensgebiet zum Sanitätszelt. Nachdem acht Patienten aus dem Gebäude gerettet und registriert worden sind, ist die Übung beendet.
Für die elf Helfer des Roten Kreuzes war dieser Tag ein großes Erlebnis. Viele neue Erfahrungen wurden gemacht. Aber besonders die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr wird in Erinnerung bleiben. Wir möchten uns herzlich beim Löschzug Büttgen für diese Übung bedanken!!! Ein weiterer Dank gilt dem DRK Korschenbroich, das uns kurzfristig einen Krankenwagen mit einem Sanitäter stellen konnte, nachdem der Rettungswagen unseres Kreisverbandes nach einem Einbruch kurz vor der Übung außer Betrieb genommen wurde.